Studie: „Untersuchung der Nervenzellfunktion im Magen-Darm-Trakt von Parkinson-Patienten"

Projekt-Eckdaten

Förderzeitraum: 2016-2019 

Träger: DZNE (Deutsches Zentrum für Neurodegenerative Erkrankungen)

Inhalt: Die Mehrzahl der Parkinson-Patienten leidet bereits Jahre vor der Störung der Motorik an gastrointestinalen (GI) Störungen. Die Studie untersucht, ob diesen Beschwerden eine Funktionsstörung von Nervenzellen im Magen-Darm-Trakt zugrunde liegt.

Fördermittel: 14.000 €

Geförderte Projekte - DZNE-Studie - Laborarbeiten
Dr. Köglsberger mit seinem Team

Ziel und Inhalt der Studie

Über Morbus Parkinson

Die Parkinson-Erkrankung (Morbus Parkinson) ist die häufigste Bewegungsstörung und die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung nach der Alzheimer-Krankheit. Die Parkinson-Krankheit ist gekennzeichnet durch einen Verlust von Nervenzellen in Gehirnarealen, die für die Koordination der Motorik verantwortlich sind und die den Botenstoff Dopamin freisetzen.

Im Gehirn von Parkinson-Erkrankten finden sich bestimmte Eiweißablagerungen im Inneren der Nervenzellen. Diese Ablagerungen werden nach ihrem Entdecker Lewy-Körperchen genannt. 

Untersuchungen an Nervengewebe von Parkinson-Erkrankten haben gezeigt, dass die Lewy-Pathologie zu Beginn der Erkrankung zunächst im Riechkolben (Bulbus olfactorius) und im Nervensystem des Magen-Darm-Traktes (Enterisches Nervensystem = ENS) auftritt bevor die für die Koordination der Motorik bedeutsamen Gehirnareale im Mittelhirn betroffen sind. Passend dazu leidet die Mehrzahl der Parkinson-Patienten bereits Jahre vor der Störung der Motorik an Magen-Darm-Problemen. Die Ursache dieser Symptome bei der Parkinson-Krankheit ist bislang unklar.

Die Studie

In einer seit 2016 von der Hilde-Ulrichs-Stiftung geförderten Studie untersuchen wir deshalb die Funktion von Nervenzellen im Magen-Darm-Trakt von Parkinson-Patienten. Insgesamt 15 Parkinson-Patienten und 15 gesunde, nicht an Parkinson-Erkrankte haben dazu eine Darmspiegelung erhalten.

In diesem Rahmen haben wir sehr kleine Gewebeteile aus dem Dickdarm entnehmen können mittels einer sogenannten Gewebe-Biopsie. Derartige Gewebeentnahmen erfolgen in der Regel völlig komplikationslos im Rahmen einer Routine-Darmspiegelung, wie sie z. B. zur Darmkrebsvorsorge durchgeführt wird. Die Biopsien werden im Anschluss in unser Labor schockgefroren oder in einer speziellen Nährlösung transportiert und dort weiter verarbeitet.

Ganz gezielt lässt sich an diesen Gewebeteilen z. B. die Funktion der Nervenzellen im Magen-Darm-Trakt untersuchen.

Dazu werden die Biopsien mit feinsten Instrumenten unter dem Mikroskop präpariert, die Nervenzellen dargestellt und deren Funktion genauer untersucht.

Unsere Arbeitsgruppe wendet dazu neuartige Methoden an, wie z. B. die Messung von Kalzium-Strömen in einzelnen Nervenzellen. Dazu werden die Nervenzellen über feinste Glaspipetten mit Farbstoffen gefüllt, die fluoreszierend leuchten, wenn sie Kalziumionen binden. Zudem können aus den Biopsien RNA oder Protein isoliert und weiter untersucht werden. Wir erwarten, dass sich aus unseren Experimenten ein besseres Verständnis der Nervenzellfuntion bei M. Parkinson ergibt. Somit wollen wir zur Entwicklung neuartiger und zielgerichteter Therapieformen der Magen-Darm-Symptome beitragen. So wäre es denkbar, in Zukunft spezielle Medikamente zu entwickeln, um diese wirksam zu behandeln.

Ergebnis der Studie zum Download (Englisch)

Über Dr. Thomas Köglsberger

Dr. Thomas Köglsberger

Mein Name ist Dr. Thomas Köglsperger und ich bin Assistenzarzt an der Neurologischen Klinik und Poliklinik der LMU. Ich studierte Medizin in Freiburg i.B. und promovierte am Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München. 

Nach einem Postdoc Fellowship an der Harvard Medical School bei Dr. Dennis Selkoe bin ich seit 2012 am Klinikum der Universität München tätig. Meine klinischen Schwerpunkte sind die Behandlung von Patienten mit Parkinson-Syndromen u.a. Bewegungsstörungen (z.B. mittels tiefer Hirnstimulation, DBS). 

Zudem beschäftige ich mich grundlagenwissenschatlich mit den molekularen Mechanismen der Krankheitsentstehung bei der Parkinson-Krankheit und der Entwicklung neuartiger Therapieformen.

Spenden Informieren Fördern